Helden & Urweiber No. 2

Blog Helden & Urweiber No. 2 - Portrait von Walter Rizek

Bedürfnis mit Räucherstäbchen

Manche sprechen vom Licht –
aber was sie wirklich suchen, ist eine sichere Dunkelheit, in der sie nicht gesehen werden.“

Warum ich spirituellen Frauen nicht mehr automatisch vertraue

Ich gebe es offen zu:
Früher hatte ich ein Bild. Eine Vorstellung.
Von der „spirituellen Frau“.
Sie war weich und weise. Offen und echt.
Herzgeführt, verbunden, klar.
Und – so glaubte ich – weiter als ich.

Ich sah sie in den Zeremonien, im Yoga, auf Kongressen.
Mit Räucherbündel, Tarotdeck oder der neuesten Kakaozeremonie.
Und ich dachte: „Wow, da ist Tiefe. Da ist Bewusstsein. Da ist Entwicklung.“

Was ich lange nicht sehen wollte:
Dass auch spirituelle Frauen ihre Wunden haben.
Dass auch sie bedürftig sein können.
Und dass hinter mancher Aura der Achtsamkeit
eine tiefe emotionale Abhängigkeit steckt.

Ich habe Frauen getroffen,
die mit fließenden Worten von Liebe und Herzverbindung sprachen –
aber damit meinten:

„Ich will, dass du da bist, wenn ich dich brauche.
Ich will, dass du dich meldest, wenn ich es erwarte.
Und wenn nicht – dann bist du nicht bewusst genug.“

Ich habe Frauen erlebt,
die innerhalb weniger Stunden Botschaften schickten wie:

„Ich glaube, das passt nicht zwischen uns – du meldest dich ja nicht wie vereinbart.“

Oder:

„Wenn du nicht bereit bist, dass ich mich um dich kümmere und Verantwortung für dich übernehme, bist du der Falsche.“

In solchen Momenten ist es, als würde der Weihrauch das wahre Motiv nicht überdecken können.
Das Bedürfnis atmet durch die Maske.

Versteh mich nicht falsch:
Ich liebe echte Tiefe. Ich liebe Herzverbindungen.
Ich liebe das Spiel zwischen männlich und weiblich,
die bewusste Begegnung, die heilende Berührung.
Aber ich liebe keine Rollen. Keine verdeckten Erwartungen.
Keine Projektionen, wie ein „bewusster Mann“ zu sein hat.

Ich liebe Begegnung auf Augenhöhe.
Ohne spirituelles Vokabular als Tarnkappe.
Ohne Bedürftigkeit im Boho-Kleid.
Ohne „Wenn du dich nicht meldest, bist du nicht bereit für eine bewusste Frau.“

Vielleicht ist dieser Text unbequem.
Vielleicht ent-täuscht er dein Bild von mir – oder dein eigenes.
Aber ich bin nicht mehr bereit,
in spirituelle Muster zu schlüpfen, um zu gefallen.
Ich will echt sein.
Und wenn ich einer Frau begegne,
dann nicht, um sie zu retten
sondern um gemeinsam zu wachsen.
Frei. Wahrhaftig. Und ohne Räucherstäbchen im Gepäck,
das etwas überdecken soll, was noch nicht heil ist.

Ich traue spirituellen Frauen nicht mehr automatisch.
Ich sehe hin.
Ich lausche – nicht den Worten, sondern dem Klang dahinter.
Und ich spüre:
Ist da ein echtes Herz – oder nur ein verkleidetes Bedürfnis?

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